Galerie und Geschichten

Bartkaninchen sind ganz spezielle Tiere, wird ja immer wieder betont. Was man mit ihnen erleben kann, erzählen die folgenden Geschichten und Erlebnisse. 

 

Wie Löwenherz zu uns kam
Die Geschichte begann im Dezember 2012 an der Europaschau in Leipzig. Ich hatte mich mit meiner deutschen Züchterfreundin Heike verabredet, um von ihr einen Rammler zu übernehmen. Wir trafen uns also vor den Ausstellungsboxen der Bartkaninchen und tratschten zuerst ausgiebig. Wir sahen uns selten, standen aber übers Internet in Kontakt. Heike zeigte mir den Rammler, den sie für mich mitgebracht hatte und erzählte aus welchen Linien er stammte und welche Vorzüge er hatte.

Während des Gesprächs schaute ich immer wieder zu einem Bartkaninchen in der oberen Boxenreihe, das uns genau beobachtete und das mir auf Anhieb sympathisch war. „Wer ist denn das?“ fragte ich und deutete auf das neugierige Tier. „Das ist Häsin Löwenherz“, erwiderte sie, und erzählte, wie das Kaninchen zu seinem aussergewöhnlichen Namen kam: Als es noch als Jungtier im Familienverband lebte, kam ein Züchterkollege bei Heike vorbei, um die Jungtiere zu begutachten. Sein Umgang mit den Tieren war nicht besonders feinfühlig, er packte ein Junges und wollte es eben aus dem Stall heben, als ein anderes Jungtier – Löwenherz - hervorschoss und ihn in die Hand biss. Natürlich liess er das gepackte Kaninchen los, das in der hintersten Stallecke verschwand. Löwenherz hatte mit ihrer beherzten Aktion ihre Schwester aus den Fängen eines „Angreifers“ gerettet und erhielt so ihren Namen.

Heike öffnete die Ausstellungsboxe, Löwi streckte den Kopf hinaus und liess sich von mir streicheln. Sie genoss es offensichtlich und lehnte sich immer mehr aus der Boxe, bis sie kurz entschlossen ganz heraus und in meine Arme krabbelte. Sie kuschelte sich an mich, Heike brummte etwas von „Hexerei“ und „du mit deinem komischen TTouch“, wobei sie das Lachen kaum verbeissen konnte. Natürlich blieb der Rammler in Deutschland und Löwi nahm an seiner Stelle in der Transportkorb Platz. Sie kam mit ins Hotel, übernachtete dort in unserem Zimmer, wobei sie sich in ihrer Boxe ausserordentlich brav verhielt. Ich hatte schon mit einer unruhigen Nacht gerechnet, schliesslich war für die Häsin alles neu und ich hätte ihr eine gewisse nächtliche Geschäftigkeit nachgesehen.

Am Morgen reisten wir in einem vollbesetzten ICE zurück. Auch da verhielt sich Löwi vorbildlich, knabberte an Heu und Rüebli und liess sich zwischendurch gern und ausgiebig streicheln. Doch die Fahrt war lang und irgendwann liess es sich nicht länger leugnen: Es müffelte bedenklich im Fussbereich, wo die Transportkiste stand. Als Einstreu hatten wir nur Heu zur Verfügung gehabt, dessen Saugfähigkeit war offensichtlich erschöpft. Glücklicherweise mussten wir in Frankfurt umsteigen. Mein Mann blieb mit Gepäck und Transportkorb in der Bahnhofshalle, ich eilte zum nächsten Zeitungsverkäufer. „Die Zeit“ als bei weitem dickste Zeitung  machte am meisten her – auch als saugfähige Einlage. So misteten wir im Frankfurter Hauptbahnhof inmitten des Gewühls der Reisenden unseren portablen Kaninchenstall. Löwi verhielt sich, als ob das reine Routine wäre. Sie versuchte nicht ihren Korb zu verlassen, was bei den vielen Menschen zu chaotischen Szenen geführt hätte, sondern liess uns die verdreckte Einstreu unter ihrem Läufen herausziehen und durch einige Schichten der „Zeit“ ersetzen. Sie war vermutlich selber froh, nun wieder in einer trockenen Box mit angenehmer Luft zu sitzen. Die restliche Fahrt verlief geruchsneutral und endlich konnte die Kaninchendame ihr definitives Heim beziehen.
Nach den Überlieferungen können Tiere in der Christnacht reden. Häsin Löwenherz konnte dies schon ein paar Tage früher, als sie so deutlich zeigte, dass sie zu uns gehören wollte. Sie blieb ihr Leben lang so anhänglich.

 

Emma
Emma war etwas ganz Besonderes, denn sie und ihre drei Geschwister waren unser erster Bartiwurf. Emma hatte jedoch als Nestling immer wieder tränende Augen. Der Grund war ein eingerolltes Lid, das mit den auf dem Auge kratzenden Wimpern reizte. Ich nahm das kleine Kaninchen jeden Tag ins Haus, spülte das Auge mit Euphrasia-Augentropfen und behandelte es zusätzlich energetisch. Das Kaninchen liess sich das gern gefallen, denn die Behandlung tat ihm wohl. Emma genoss auch die grosse Zuwendung, die sie bekam. Ich machte das wochenlang, oft der Verzweiflung nahe, weil sich scheinbar nichts änderte. Dann plötzlich, von einem Tag auf den anderen, war der Spuk vorbei, das Lid blieb, wie es sollte, kein entzündetes Auge mehr, kein Tränenfluss. 
Emma liebte inzwischen die Ausflüge ins Haus, sauste besonders gern auf dem Teppich herum und schmiss sich oft der Länge nach auf dieser gemütlichen Unterlage hin. Sie war inzwischen unglaublich zahm, man konnte sie als Fotomodell mitten in der Wiese absetzen ohne Angst, sie nicht mehr einfangen zu können. Selbst als ausgewachsener Sechs-Kilo-Brocken liebte sie es, Bauch an Bauch herumgetragen zu werden, wie einst als Jungtier, wenn es zur Augenbehandlung ging. 

 

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© Ursula + Pascal Glauser 15.6.2018